Verbreitung des Kakaos

Kakaobaum in altmexikanischer Bildhandschrift
Der Kakaobaum in einer
altmexikanischen
Bilderhandschrift
Mayaskulptur mit Kakaofrucht
Schon in frühen Zeiten
wurde Kakao als
Zahlungsmittel akzeptiert 
.

Die Spanier waren die ersten Europäer, die den Wert des Kakaos erkannten. Allerdings nutzten sie ihn nur als Nahrungsmittel, was wahrscheinlich an den Rezepten der Azteken lag: Die würzten ihr Kakaogetränk nämlich mit Zimt, Pfeffer, Nelken, Vanille und  auch Chilli. Erst später, als man dem  Kakao  Zucker beigab, wurde  er in Europa zum Genussmittel .
Im Jahre 1494 sicherten sich die Spanier das Handelsmonopol für die neue Welt, wodurch  sich der  Kakao in den folgenden hundert Jahren nur schleppend  verbreitete.  Nur in den  spanischen  Über- seegebieten  wurde  Kakao angepflanzt. 
Am 30. Juli  1502 landet Kolumbus auf seiner  vierten   Reise  nach  Amerika in  Nicaragua und  entdeckt  dabei  als  erster Europäer  Kakaobohnen, die  den Einheimischen als Münzen und zur Zubereitung eines   köstlichen Getränkes dienten. Kolumbus  jedoch, der aber den  Seeweg nach Indien entdecken will, interessiert sich nicht für den Kakao.
Hernan Cortez, der 1519 einen  Teil Mexikos eroberte, findet  am Geschmack  des  Kakaos  keinen  besonderen  GefallenUm  so mehr interessiert er sich  für den Wert des  Kakaos als  Zahlungs- mittel. Er lässt  für  die  Spanier unverzüglich eine  Kakaoplantage anlegen, auf der fortan "Geld" gezüchtet wird.1528 schmuggelten spanische  Seeleute  unter  Cortez  Kakaobohnen und  die für  die Zubereitung von Kakao benötigten Geräte  von  Südamerika in ihre Heimat. 
"Libro en cual se trata del Chocolate" heißt ein  Buch,  das  1609 in  Mexiko erschien. Es ist das  erste ausschließlich der Schoko- lade gewidmete Schriftstück. Die Franzosen waren die Nächsten, die in den  Kolonien Martinique und Haiti ab 1660 Kakao anpflanz- ten. Seit Anfang des  18. Jahrhunderts  wurde  Kakao in fast allen tropischen  Besitzungen  der  europäischen Kolonialmächte angebaut.

Franzosen, Niederländer und  Engländer pflanzten auf den  karibischen Inseln, auf  den Inseln des Indischen Ozeans  sowie  in  den  Kolonien  Asiens  Kakao  als Kulturpflanze an. 1657 wird in London 1657 das  erste Schokoladegeschäft  von  einem  Franzosen  eröffnet.
1671 lässt ein ungeschickter Küchenjunge durch eine Schüssel  mit Mandeln zu Boden fallen. Der wütende Koch will ihm eine Ohrfeige geben und schüttet dabei den Inhalt  eines Kochtopfes mit heißem gebranntem Zucker über die Mandeln. Ein als Feinschmecker  be- kannter   Marschall, der  "Duc  du   Plesslis-Praslin", 
wartet auf seinen Nachtisch.
"Was tun?" denkt sein Leibkoch und serviert in seiner  Verzweiflung dem Marschall die mit der erkalteten  Zuckermasse überzogenen  Mandeln. Dieser  ist ent- zückt über das  Dessert und er gibt der neuen Süßig- keit ganz  einfach seinen Namen, "Praslin".  Seither hat diese  Süßigkeit manche  Veränderung  durchge- macht, auch dass aus ihrem  ursprünglichen  Namen die heute übliche Bezeichnung "Praliné" wurde.

Azteken begrüssen Kolumbus auf Guanaia
Azteken begrüßen Kolumbus und seine Flotte
bei seiner Landung auf der Insel Guanaja.
Kakoaplantage
Eine der ersten Kakaoplantagen

In Deutschland taucht die Schokolade Ende des 17.Jhdts. auf. Die Tendenz,  Waren   fremden Ursprungs aus dem Land zu halten, bewegt  Kaiser Friedrich I. von  Preußen  1704, die  Scho- kolade zu  besteuern. Jeder, der ihren Genuss huldigen will, hat  zwei Taler für einen Erlaubnis- schein zu entrichten.  1711  übersiedelt  Kaiser Karl VI.  mit seinen Hofstaat von  Madrid  nach Wien. Mit dem Hofstaat hält auch die Schokolade in Österreich Einzug.

Bereits um 1720 wird in den Kaffeehäusern von Florenz und Venedig eine Schokolade   ausge- schenkt, deren Ruf weit über die  Landesgrenzen  hinausgeht. Italienische  Cioccolatieri,  die sich auf die  Kunst der  Schokoladeherstellung  bestens  verstehen, sind  in der Folge  gernge- sehene  Gäste in Deutschland, der Schweiz und in Frankreich.  Amerika lernt die  Schokolade erst im Jahr 1755 kennen. 

Um das Jahr 1780 wird in  Barcelona Schokolade zum ersten Mal  maschinell  hergestellt. Das Bündner  Brüderpaar Josty verhilft der  Schweizer Schokolade in  Deutschland zu einem frühen Ruhm. 1792 eröffnen sie in Berlin eine Konditorei und Schokoladefabrik.
Bald aber wird Venezuelas Vormachtstellung im  Kakaoanbau  eindeutig. In einer Berechnung aus dem Jahre 1810 wird festgestellt, dass dieses Land die Hälfte des  Weltbedarfs produziert. Ein Drittel der auf der ganzen Welt hergestellten Schokolade wird zu dieser Zeit von den  Span- iern verzehrt. In einer ehemaligen Mühle bei Vevey entsteht 1819  die erste Schweizer  Schoko- ladefabrik.
1857 gelangt unter dem  Einfluss der  Portugiesen der Kakaobaum vom Eiland Principe auf die  benachbarten Inseln.1879 soll es ein Ghanaer gewesen sein, der von der spanischen Insel Fer- nando Po Kakaobaumsetzlinge auf das afrikanische Festland schmuggelte.  In  Ghana  fördern Missionsangehörige erfolgreich die Produktion und der Kakao trat einen unglaublichen  Sieges- zug an. Überraschend schnell machen die vielen kleinen  und  mittleren  Bauern das  Land  zu einem der größten Produzenten der Welt. 


1900 fällt Spanien als  klassisches Schokoladeland weit zurück. An der  Spitze des  Pro-Kopf- Verbrauchs steht Ende des 20.Jhdts  Deutschland vor den USA, Frankreich und Großbritannien.