Geschichte des Kaffeehauses in Österreich

Das Wiener und das österreichische Kaffeehaus, ist legendär - weltberühmt,
 ein Qualitätsbegriff, eine Institution, vielgeliebt, vielbeschrieben, vielbesucht, 
lebendig wie eh und jäh, anziehend, anheimelnd.

Zur Geschichte läßt sich sagen, daß sie eigentlich mit einer Legende beginnt:

Man schreibt den 12. August 1683. Im Zuge der 2. Türken- belagerung greifendieTürken mit aller Vehemenz die  Stadt an Wien. Die heldenhaften Wiener unter der  Führung Graf Starhembergs können den Ansturm noch einmal abwehren. Doch mit einem Schlag ist deutlich geworden,  wie  gefähr- lich die Lage der umzingelten Stadt ist. Man brauchte Hilfe. Es wird ein Wiener Namens Georg Franz Kolschitzky aus- erkoren, als Bote Hilfe von  Karl  von Lothringen zu erbitten. Dieser war es dann, der zusammen mit Jan Sobiesky,dem Polenkönig die Türken tatsächlich vertrieb. 
Als Dank für seine Leistung erbat sich Kolschitzky von den Stadtvätern, die ihn nach einer Belohnung fragten,einen an- scheinend bescheidenen Wunsch:  Er  wünschte sich,  die zurückgelassenen Kaffeesäcke aus dem  Heereslager der Türken und ein Haus, wo er als erster  Wiener dem  Berufe des Kaffeesiedens nachgehen konnte. Das war das Haus zur blauen Flasche. Er  röstete  die grünlichen,  unansehn- lichen  Bohnen, mahlte sie  und goss  kochendes  Wasser darüber. So entstand ein Getränk - Kaffee genannt. Diesen schenkte er zunächst mit mäßigem Erfolg aus.
Den Wienern schmeckte dieses bittere schwarzen Getränk nicht.
Durch ein Mißgeschick gelangte eines Tages Zucker in die schwarze Brühe. Genau das fehlte dem Getränk. Ein paar weitere Experimente, etwa  Milch in die Brühe und die Wiener Melange war geboren.


Jan Sobiesky, einer der Befreier Wiens
Kolschitzky in seinem Kaffeehaus
Franz Kolschitzky  in seinem "Kaffeehaus".

Kolschitzkystatue
Die Gemeinde Wien errichtete
 Kolschitzky eine Statue.


So stilvoll ließ man Kaffee
im Rokoko servieren

Die Wahrheit ist nüchterner. Erstens war Kolschitzky nicht der erste  Kaffeesieder und zweitens  war er nur  ein kleiner  Kund- schafter wie  duzende andere  Kuriere. Der  Einfachheit  halber wurde er zur Symbolfigur der Kaffeesieder  hochstilisiert,  denn zur Entstehung der  Kaffeehaustradition hat  eine ganze  Reihe von  Persönlichkeiten  beigetragen, deren  Leistung  einzig und allein Herrn Kolschitzky zugeschrieben wurden.
So soll dem  Armenier  Deodat  genannt,  für seine Verdienste als Kundschafter, das  Monopol  der  ersten  Kaffeeausschank für volle 20 Jahre verliehen worden sein. 
Im Jahre 1700, während der Regentschaft von Kaiser Leopold, bekamen 4 weitere  Armenier die Konzession  zur  Kaffeeaus- schank.  Zug um Zug ging es weiter. 1714  gab es  bereits  elf konzessionierte Kaffeesieder in Wien. Die größten Gegner der Kaffeesieder waren einst die Wasserbrenner (Schnapsbrenner) die zu  ihrem Ärger  unerlaubt auch Kaffee ausschenkten.
1747 beendete Kaiserin  Maria Theresia den Zwist,  indem sie die beiden "Bruderschaften" zusammenlegte.  Mitte  des 18. Jhdts. gab es in den Kaffeehäusern so  weit schon  alles, was heute zur Tradition gehört. Man spielte Karten und Billard, las   Zeitungen, und das legendäre Glas Wasser wurde damals wie heute selbstverständlich zum Kaffee gereicht. Die erste große Blüte des Wiener Kaffeehauses  begann in der  Josefinischen  Zeit  (Ende des 18.Jhdts.) In  der  Vorstadt  entstanden  zahl- reiche  Kaffeehäuser  und im  Zentrum  eröffneten  die  ersten bereits luxuriös ausgestatteten Kaffeehäuser, wie das weltbe- rühmte Taroni am Graben. Der Italiener Taroni  war  auch der erste der vor seinem Kaffeehaus einen  Gastgarten errichtete,  den berühmten Schanigarten.
Andere waren das Kaffee Milani. Jovanni Milani war der  erste der der sein Kaffeehaus der Damenwelt öffnete. Weitere  folg- ten, wie das Hugelmannsche Kaffeehaus, ein  zentraler  Treff- punkt der Billardspieler. In der  Napoleonischen  Zeit  erwirkte 
die Kontinentalsperre eine Verknappung von Kaffee.

Das Wiener Kaffeehaus hatte seine erste Krise zu bestehen.  Man griff  zu  Kaffeesatz (Zichorie, Feigen, Roggen, Gerste und auch Zwetschkenkerne). Während des Wiener Kongresses begann eine neue Hochblüte, es entstanden  Luxuskaffees in denen dann auch Wein und kleine  warme Speisen serviert wurden. 1839 zählte man bereits 88  Kaffeehäuser. Es  entstanden Konzertkaf- fees für die musikliebenden Wiener, in denen Musiker wie Schubert, Mozart und  Beethoven ver- kehrten. Berühmt waren die 3 Kaffeehäuser an der Prater Hauptallee, wo man nach Spaziergän- gen einkehrte und junge Adelige auf Brautschau gingen.

Mitte des  19. Jahrhunderts erlebten  die Konzertcafés ihre  Hochblüte  durch  Komponisten wie Lanner, Strauß und Ziehrer. Der Höhepunkt war die  Wiener  Weltausstellung, die trotz  Börsen- krachs dem Wiener Kaffee Weltruf verschaffte und zahlreiche Betriebe nach  Wiener Art in ganz Europa entstehen ließen. Aber auch  Literatencafés wie das Griensteidl  schafften es zu  Welt- ruhm. Das Central, in dem Anton Kuh, Alfred Polgar und Egon Fridell ihre Werke verfaßten, be- herbergte aber auch leidenschaftliche  Schachspieler, wie den  russischen  Revolutionär  Leonid Trotzky. Die Maler hingegen trafen sich im Kaffee Sperl, das als einziges original klassizistisch- es Kaffeehaus heute noch genau so aussieht wie vor 100 Jahren. Nur mehr wenige Ringstraßen- cafés, die seinerzeit mit unvorstellbarem  Aufwand  eingerichtet  waren  säumen heute noch den Prachtboulevard. Sie waren und sind  Treffpunkt für die elegante Welt,  Businessmen,  Künstler, Spekulanten, Tummelplatz für Verliebte - das war und ist heute noch das

Wiener Kaffeehaus